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Was bedeuten die ISCC-Zertifizierungen im Bereich Nachhaltigkeit?

Geschrieben von Autor: Keith Mead | 2.11.2023

Zertifikate im Bereich Nachhaltigkeit gibt es viele. Um Relevanz zu haben und eine echte Veränderung bei der Reduzierung von CO2-Emissionen zu bewirken, müssen sich Unternehmen auf Herz und Niere prüfen lassen – möglichst umfangreich, transparent und unabhängig. Der ISCC-Standard ist ein weltweit anerkanntes Zertifizierungssystem, das auf einer Kreislaufwirtschaft basiert. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über das Prüfsystem, die gesetzlichen Anforderungen und welche Rohstoffe, Produkte und Industrien berücksichtig werden.

 

ISCC als weltweit anerkannte Nachhaltigkeitszertifizierung

Der International Sustainability & Carbon Certification (ISCC)-Standard ist ein freiwilliges und weltweit anerkanntes Zertifizierungssystem, das auf den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft basiert. Es ermöglicht die Rückverfolgbarkeit über die gesamte Lieferkette sowie die Überprüfung spezifischer Umwelt- und Sozialstandards. Mit einer ISCC-Zertifizierung können Unternehmen nachweisen, dass sie innerhalb ihrer Lieferketten strenge, von unabhängigen Stellen geprüfte Protokolle, Verfahren und Prozesse einhalten.

 

Warum ist die ISCC-Zertifizierung wichtig?

ISCC strebt eine Welt an, in der Biomasse und andere Rohstoffe auf ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltige Weise produziert werden. Die Verringerung von CO2-Emissionen ist eine Aufgabe der Weltgemeinschaften. Informationen über die Nachhaltigkeitskriterien bei der Herstellung, der Verarbeitung und den Rohstoffen eines Produktes sind immer bedeutendere Anforderungen von Lieferanten, Kunden und Endverbrauchern. 

Unternehmen sind damit in der gesellschaftlichen Verantwortung nicht nur CO2-Emissionen zu reduzieren, sondern den Einsatz ihrer Rohstoffe nachvollziehbar zu dokumentieren und transparent zu kommunizieren.

Ein wichtiger Baustein dafür ist die ISCC-Zertifizierung, die Daten und Prozess unabhängig überprüft und Ergebnisse verständlich und vergleichbar aufarbeitet – für Unternehmen und Kunden gewinnt das gleichermaßen an Bedeutung.

 

Vorteile auf einen Blick:

  • Transparenz gegenüber Kunden 
  • Rückverfolgbarkeit in der gesamten Lieferkette
  • Nachweis der Konformität mit der (RED II) EU-Richtlinie (Bioliquids)
  • Klare Dokumentation aller Nachhaltigkeitskriterien 

ISCC – anerkannteste Zertifizierung für nachhaltige Biomasse 

Mit mehr als 50.000 ausgestellten Zertifikaten ist die International Sustainability and Carbon Certification (ISCC) mit Abstand das bekannteste und weltweit anerkannteste Zertifizierungssystem für verschiedene nachhaltige Biomasse- und Abfallarten.

Bereits 2006 wurde die International Sustainability and Carbon Certification (ISCC) entwickelt, um ein international ausgerichtetes, praktikables und transparentes System zur Zertifizierung von Biomasse und Bioenergie zu etablieren und Treibhausgasreduzierung transparent nachzuweisen. Mittlerweile gehört die ISCC zu den führenden und unabhängigen Standards und erhielt Mitte 2011 die Anerkennung durch die EU-Kommission für unterschiedlichste Biomassen und Biokraftstoffe weltweit. 

Im Jahr 2012 wurde das ISCC EU-Zertifizierungssystem um die Zertifizierung ISCC PLUS erweitert. 

 

Was genau beinhaltet der ISCC-Standard?

Die International Sustainability and Carbon Certification (ISCC) konzentriert sich auf die Reduktion von Treibhausgasen in der Wertschöpfungskette, die nachhaltige Landnutzung, den Schutz der natürlichen Lebensräume und die soziale Nachhaltigkeit der Rohstoffproduktion. Die ISCC betrachtet somit nicht nur ökologische, sondern auch soziale und ökonomische Parameter und bindet sie in die Zertifizierung ein.

 

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Worin liegen die Unterschiede in den ISCC-Zertifizierungssystemen?

Marktteilnehmer und Produzenten der Futter- und Lebensmittelindustrie, Verpackungs-, Chemie-, Pharma- und Kunststoffindustrie sowie der Kraftstoff- und Luftfahrtindustrie können ihre Herstellungsprozesse und Lieferketten zertifizieren lassen. Der ISCC-Standard erfasst alle nachhaltigen Rohstoffe, einschließlich land- und forstwirtschaftlicher Biomasse, biogener Abfälle, Reststoffen und recycelbaren Materialien.

Je nach Rohstoff oder Anwendung wird in verschiedene ISCC-Zertifizierungen unterschieden: 

1. ISCC EU Zertifizierung – Nachhaltigkeitsnachweis für Biokraftstoffe 

Basis für die ISCC EU ist die Regulierung der EU hinsichtlich Produktion und Verarbeitung von Biomasse in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED II (Renewable Energies Directive II / Richtlinie (EU) 2018/2001). Die ISCC EU-Zertifizierung deckt die in der RED II genannten Rohstoffe und Kraftstoffe ab, wie beispielsweise alle Arten von land- und forstwirtschaftlicher Biomasse, biogene Abfälle und Reststoffe, nicht-biologische erneuerbare Energien und recycelte Kohlenstoffmaterialien.

Das Zertifikat bietet …

  • Unternehmen den Nachweis, dass ihre Biomasse, Produkte aus Biomasse und ihre Biokraftstoffe nachhaltig und verantwortungsvoll produziert sind – über die gesamte Lieferkette hinweg. 
  • Nachweis der Konformität mit der EU-Richtlinie für erneuerbare Energien (RED II), wodurch der Zugang zu diesem Markt für Biomasse-/Biokraftstoffprodukte ermöglicht wird.

2. ISCC PLUS Zertifizierung – Nachhaltigkeit für biogene und zirkuläre Produkte

Der ISCC PLUS-Standard ist eine Erweiterung des bestehenden Zertifizierungssystems. Anwendungsbereich für ISCC PLUS sind Kreislaufwirtschaft und biobasierte Produkte. Im Rahmen von ISCC PLUS können alle Arten von land- und forstwirtschaftlichen Rohstoffen, Bioabfällen und -rückständen, erneuerbaren Rohstoffen und fossilen Materialien zertifiziert werden, die zur Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie beitragen.

Das Zertifikat bietet …

  • den Nachweis, dass Rohstoffe nachhaltigen Ursprungs sind, und umfasst neben biobasierten Rohstoffen auch massenbilanzierte Produkte. 
  • Unternehmen, die den Massenbilanzansatz verwenden, dass die Massenbilanzierung nach vordefinierten und transparenten Regeln erfolgt. 
  • Berechnung und Weitergabe von CO2-Emissionen innerhalb der gesamter Wertschöpfungskette.


3. ISCC Corsia Zertifizierung - Nachhaltigkeitsnachweis für Sustainable Aviation Fuel (SAF)

CORSIA, das Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation, ist ein Instrument zur Emissionsminderung in der Luftfahrtindustrie. Es wurde von der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) entwickelt und beschreibt unter anderem die Anforderungen an den CO2-Ausgleich bei internationalen Flügen und die Berechnung der Emissionsreduktionen durch die Verwendung von CORSIA-fähigen Kraftstoffen (ISCC CORSIA und ISCC CORSIA PLUS).

Darüber hinaus gibt es noch weitere ISCC-Standards wie beispielsweise ISCC Solid Biomass NL (feste Biomasse für Energieanwendungen in den Niederlanden), ISCC Japan FIT (Herstellung von erneuerbarer Energie in Japan) sowie die Module ISCC Non-GMO Food and Feed und ISCC Voluntary Add-ons

 

Fazit

Zertifizierungen sind wichtige Beleg für eine gesetzeskonforme und verbindliche Umsetzung bestimmter Anforderungskriterien. Der ISCC-Standard ist im Bereich der biobasierten Energie, Kraftstoffe und Rohstoffe ein weltweit anerkannter und unabhängiger Standard mit strengem Anforderungsprofil und bietet Unternehmen in ihren Wertschöpfungsketten die Möglichkeit ihre nachweislich geprüften CO2-reduzierten Lösungen anzubieten.

 

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