Was im Bereich Automobil schon seit längerem wesentlicher Bestandteil der Forschung und Entwicklung ist, hält nun auch vermehrt Einzug in die Luftfahrt: nachhaltige Lösungen zur Verringerung der CO2-Emissionen. In diesem Zusammenhang spielen alternative Treibstoffe, sogenannte Sustainable Aviation Fuels (SAF), eine wichtige Rolle und sind ein wesentlicher Treiber für die Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Wie konkret das Zukunftsthema bereits ist und welche Vorreiterrolle Haltermann Carless spielt, lesen Sie hier.
Ein klarer Auftrag für die Luftfahrtindustrie: Investitionen in nachhaltiges Fliegen
Die Luftfahrt ist eine der am schnellsten wachsenden Verursacher von Treibhausgasemissionen (THG). Der Luftverkehr hat zurzeit an den weltweiten CO₂-Emissionen einen Anteil von 3,06 Prozent zu verantworten (Quelle: Klimaschutz im Luftverkehr, siehe auch BDL) und wird bis 2050 voraussichtlich um mehr als das Dreifache im Vergleich zu 2015 wachsen (Environmental and Energy Study Institute, EESI).
Um die THG insgesamt zu reduzieren und den Klimawandel zu bekämpfen, wurden von der Europäischen Kommission mit dem sogenannten Green Deal anspruchsvolle Ziele gesetzt. Am 25. April 2023 haben das Europäische Parlament und der Rat eine vorläufige Vereinbarung in der Initiative ReFuelEU Aviation erzielt. Eine formale Bestätigung steht noch aus. Die neuen Regeln legen fest, dass auf EU-Flughäfen ein Mindestanteil an nachhaltigem Flugkraftstoff zur Verfügung gestellt und schrittweise angehoben werden muss. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die EU bis 2050 klimaneutral wird. Neben den Bemühungen der Industrie und der Regierungen sind auch immer mehr Fluggäste bereit, für schadstoffarme Flüge zu bezahlen und wünschen sich einen Strategiewechsel in diesem Bereich. Alles in allem ein klarer Auftrag für die Luftfahrtindustrie.
Die Luftfahrtindustrie hat bereits begonnen, Konzepte für mehr Klimafreundlichkeit im Luftverkehr zu ermöglichen. Dazu gehören leichtere Flugzeuge, kerosinsparende Starts und Landungen oder CO₂-neutrale Flughäfen. Der wichtigste Lösungsansatz ist jedoch die Einführung nachhaltiger Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels, SAF), da sie das größte Potenzial für eine zeitnahe Reduzierung der CO₂-Emissionen darstellen.
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Sustainable Aviation Fuels bieten vielfältige Vorteile für die Luftfahrtindustrie
Die Luftfahrtindustrie wird auf absehbare Zeit auf Kraftstoffe angewiesen sein, da Alternativen wie Wasserstoff- und Elektroflugzeuge für Langstreckenflüge derzeit nicht infrage kommen. Nachhaltige Flugkraftstoffe sind daher die ideale Lösung mit deutlichen Vorteilen:
- Reduzierung der Treibhausgasemissionen um bis zu 80 % über den gesamten Produktlebenszyklus im Vergleich zu fossilen Brennstoffen.
- Als sogenannte Drop-in-Kraftstoffe konzipiert, sind sie mit konventionellem Kerosin kompatibel, also misch- und austauschbar.
- Sie erfüllen die gleichen, hohen Qualitätsstandards und entsprechen allen Sicherheitsanforderungen.
- Sie benötigen bei ihrem Einsatz keine Änderungen am Flugzeug, den Turbinen oder der Betankung.
Europäische Kommission fordert nachhaltiges Fliegen
Das derzeitige Angebot an nachhaltigen Flugkraftstoffen ist mit weniger als 0,05 % des gesamten Flugkraftstoffverbrauchs in der EU (Quelle: EASA) noch sehr gering. Doch der Druck steigt und die Europäische Kommission plant ein SAF-Beimischungsgebot für an EU-Flughäfen gelieferten Kraftstoff, dessen Mindestanteile schrittweise von 2 % im Jahr 2025, 6 % in 2030 bis auf 70 % im Jahr 2050 erhöht werden sollen.
Fluggesellschaften, Flughafenbetreiber und zuliefernde Öl-, Energie- und Chemieindustrie sehen in der zügigen Entwicklung und Implementierung von Sustainable Aviation Fuels (SAF) ein wichtiges Vehicle, um die CO2-Emissionen in der Luftfahrtindustrie zu reduzieren und haben entsprechende Investitionsprojekte aufgesetzt.
Welche Wege zur Herstellung von SAF gibt es?
Es gibt mehrere zertifizierte Wege zur Herstellung von SAF für die Verwendung in der kommerziellen Luftfahrt. Diese Technologien können eine Vielzahl von Rohstoffen wie landwirtschaftliche Abfallstoffe, gebrauchtes Speiseöl, biogenen Kohlenstoff und grünen Wasserstoff (Power-to-Liquid) zu nachhaltigem Flugkraftstoff umsetzen. Zu den Technologien gehören beispielsweise Hydrotreated Vegetable Oils (HVO), Power-to-Liquid (PTL), HEFA, Fischer-Tropsch (FT)- oder das Alcohol-to-Jet (ATJ)-Verfahren.
Die Attraktivität der einzelnen Technologien hängt stark von regionalen Faktoren wie der Verfügbarkeit von Rohstoffen und dem Zugang zu preiswertem grünem Wasserstoff ab. Wichtig ist eine Offenheit für alle Schlüsseltechnologien, um den Ausbau von Sustainable Aviation Fuel (SAF) zu gewährleisten.
Wer sind wichtige Pioniere in der SAF-Produktion?
Nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) werden aktuell und in naher Zukunft von verschiedenen Unternehmen und Organisationen hergestellt, so zum Beispiel von Haltermann Carless.
Haltermann Carless investiert in Deutschland mit dem Alcohol-to-Jet (ATJ)-Verfahren in die SAF-Herstellung
Als innovatives Chemieunternehmen hat Haltermann Carless Nachhaltigkeit fest in der Unternehmenskultur verankert und setzt schon lange auf nachhaltige Kohlenwasserstoffe, wie beispielsweise Biokraftstoffe.
Nun hat sich Haltermann Carless zum Ziel gesetzt, erster kommerzieller Hersteller in Deutschland für Sustainable Aviation Fuels (SAF) zu werden. Ein Investitionsprojekt ist aufgesetzt. Das SAF "Made in Germany" soll in Speyer produziert werden. Dazu investieren wir umfangreich an und in unseren Standort Speyer, zunächst in das Engineering und dann anschließend in den Bau einer Produktionsanlage für erneuerbare Kohlenwasserstoffe auf Basis des emissionsarmen Alcohol-to-Jet-(ATJ)-Verfahrens.
Das Ziel ist, 2026 dem Markt jährlich rund 60.000 Tonnen nachhaltige Flugkraftstoffe, moderne Biokraftstoffe und erneuerbare Kohlenwasserstoffe bereitzustellen.
Haltermann Carless entschied sich für das Alcohol-to-Jet (ATJ)-Verfahren, da es mehrere Vorteile bietet:
- Alcohol-to-Jet (ATJ) ist eine bewährte und zukunftssichere SAF-Technologie
- Ermöglicht Flexibilität bei den Rohstoffen (2G, Abfälle und Reststoffe gemäß EU RED II Annex IX)
- Nachhaltige Verfügbarkeit von Rohstoffen für Biokraftstoffe in Europa (lignozellulosehaltige Biomasse, land- und forstwirtschaftliche Abfälle, Zwischenfrüchte)
- Einfache Drop-in-Kraftstofflösung für bestehende Flugzeuge unter Nutzung der Flughafeninfrastruktur
- Direkte und signifikante Kohlenstoffreduzierung mit nachgewiesener/zertifizierter Lebenszyklusanalyse (LCA)
Alcohol-to-Jet-(ATJ)-Verfahren:
SAF von Haltermann Carless: Ideale Voraussetzungen für die Sustainable Aviation Fuel (SAF) Herstellung
Schon mit der Erfindung von Petrol war Haltermann Carless im 19. Jahrhundert am Puls der Zeit. Diese Vorreiterstellung leben wir seit über 160 Jahren. Mit modernen Technologien und einem hohen Maß an Kundenorientierung beschreiten wir nun auch im Bereich Sustainable Aviation Fuels (SAF) neue Wege.
Wir bieten ideale Voraussetzungen und das entsprechende Know-how, um den SAF-Markt zu erschließen:
- Langjährige Erfahrung und Kompetenz in der Entwicklung und Herstellung von Biokraftstoffen und erneuerbaren Kohlenwasserstoffen
- Nutzung der bestehenden Infrastruktur am Produktionsstandort Speyer (Destillation, Blending & Tanklager) ermöglicht eine kurze Markteinführungszeit.
- Mit Speyer einen strategisch vorteilhaft liegenden Produktionsstandort: direkt am Rhein und nah am Flughafen Frankfurt und weiteren wichtigen Flughäfen – so können Kunden in Europa schnell beliefert werden
- Ein Produktionsstandort mit klimaschonender Logistik (mit Binnenschiff- und Bahnverbindungen zu den wichtigsten europäischen Flughäfen), einer erfahrenen Belegschaft mit nachgewiesener Projektmanagementerfahrung und auditiert nach höchsten Qualitätsstandards und Industriezertifizierung.
Fazit
Nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) spielen eine Schlüsselrolle bei der Erreichung der CO₂-Ziele der Luftfahrt im Jahr 2050 (europäischer Green Deal und ReFuelEU Aviation Initiative). Als erster kommerzieller Sustainable Aviation Fuel (SAF) Hersteller in Deutschland möchte Haltermann Carless einen Beitrag leisten, die Auswirkungen des globalen Luftverkehrs zu reduzieren und klimaverantwortliches Fliegen zu ermöglichen. Für uns sind Umweltschutz und die Reduzierung von Treibhausgasemissionen Teil der Unternehmensstrategie, die wir mit Kompetenz, modernen Anlagen, neuen Technologien und Investitionen umsetzen.
Dieser Blog wurde erstmal am 20. Mai 2021 veröffentlicht und am 23. November 2023 aktualisiert.